Studie: Pflanzliche Kost bietet Vorteile, birgt aber Risiken bei einzelnen Nährstoffen

«Die bislang größte Metastudie zu vegetarischer und veganer Ernährung bei Kindern bestätigt: Pflanzliche Kost bietet Vorteile, birgt aber Risiken bei einzelnen Nährstoffen. Insbesondere Vitamin B12, Kalzium, Jod und Zink liegen oft zu niedrig. Gleichzeitig zeigen vegetarisch und vegan ernährte Kinder bessere kardiovaskuläre Werte. Expertinnen und Experten empfehlen daher eine gut geplante, begleitete Ernährung.»

 

«Das Forschungsteam aus Italien, den USA und Australien analysierte Daten von über 48.000 Kindern und Jugendlichen weltweit. 59 Studien in 18 Ländern wurden im Zuge der Metastudie erfasst.»

 

«Die Studie ergab, dass Kinder, die vegetarisch lebten, durchaus viele wichtige Nährstoffe aufnahmen. Sie nahmen mehr Ballaststoffe, Folsäure, Vitamin C, Magnesium und Eisen zu sich als Omnivore. Geringere Werte erzielten vegetarische Kinder dagegen bei der Aufnahme von Kalorien, Eiweiß, Fett, Vitamin B12 und Zink. Für die vegane Ernährung zeichneten sich ähnliche Muster ab.»

 

«Die Autoren der Studie betonen, dass pflanzenbasierte Ernährungsformen darüber hinaus auch Vorteile für die Umwelt bieten können. Eltern sollte nicht pauschal davon abgeraten werden, ihre Kinder vegan oder vegetarisch zu ernähren. Stattdessen empfehlen sie, dass Eltern diese Ernährungsformen mit fundierter Planung angehen und, wo möglich, Unterstützung von Kliniken, Ernährungsberatern und Kindergesundheitsfachkräften in Anspruch nehmen. Mit Aufmerksamkeit für einige wichtige Nährstoffe können diese Diäten die Bedürfnisse von Kindern in Phasen schnellen Wachstums vollständig erfüllen und gleichzeitig Risiken reduzieren.»

 

Anmerkung: Solche Metastudien sind insofern nützlich, als sie verbreitete Narrative zur veganen Kinderernährung empirisch überprüfen. Gleichzeitig reproduzieren sie jedoch häufig genau jene Annahmen, die den öffentlichen Diskurs seit Jahren prägen: Im Zusammenhang mit veganer Ernährung wird regelmässig vor angeblichen Mangelernährungen gewarnt, wodurch bei Eltern Verunsicherung und Angst erzeugt werden. Diese Angst basiert weniger auf der Ernährungsform selbst als auf deren häufig unsachgemäßer Darstellung.

 

Die in solchen Studien festgestellten Nährstoffdefizite sind weitgehend bekannt und stellen keine neuen Erkenntnisse dar. Sie resultieren schlicht und einfach aus einer falsch durchgeführten Ernährung. Methodisch problematisch ist, dass diese Defizite anschliessend der veganen Ernährung an sich zugeschrieben werden, obwohl bekannt ist, dass jede falsch durchgeführte Ernährungsform – einschliesslich der omnivoren – zu Mängeln führen kann.

 

Eine korrekt geplante vegane Ernährung ist hingegen einfach umzusetzen, sofern klare, evidenzbasierte Regeln beachtet werden. Strukturierte Konzepte, wie etwa die sieben Regeln einer gesunden veganen Ernährung, zeigen, dass eine bedarfsdeckende Nährstoffversorgung ohne besonderen Aufwand möglich ist. Die immer wieder postulierte besondere Komplexität veganer Ernährung ist daher kein naturgegebenes Problem, sondern Ausdruck fehlender Aufklärung.

 

Wissenschaftlich konsequent wäre es, den Gesundheitsstatus von Kindern zu untersuchen, die bewusst, korrekt und fachlich informiert vegan ernährt werden. Nur auf dieser Grundlage lassen sich valide Aussagen über die gesundheitlichen Auswirkungen veganer Ernährung treffen. Pauschale Urteile auf Basis überwiegend fehlerhaft umgesetzter Ernährungspraktiken sind weder der Sache angemessen noch hilfreich für Eltern, die eine gesunde Ernährung für ihre Kinder anstreben.

 

https://www.mdr.de/wissen/medizin-gesundheit/aktuelle-metastudie-zu-veganer-und-vegetarischer-ernaehrung-bei-kindern-100.html

 

Referenz: Lotti, S., Panizza, G., Martini, D., Marx, W., Beasley, J. M., Colombini, B., & Dinu, M. (2025). Lacto-ovo-vegetarian and vegan diets in children and adolescents: a systematic review and meta-analysis of nutritional and health outcomes. Critical Reviews in Food Science and Nutrition, 1–21. https://doi.org/10.1080/10408398.2025.2572983