Eine zehnjährige Studie mit 88.000 Personen und 13 Millionen Stunden Lichtdaten zeigt, dass Störungen des zirkadianen Rhythmus durch künstliches Licht die Lebenserwartung unbemerkt verkürzen können.
Eine Studie mit dem Titel «Hellere Nächte und dunklere Tage sagen ein höheres Sterberisiko voraus: Eine prospektive Analyse der persönlichen Lichtexposition bei >88.000 Personen» wurde in PNAS veröffentlicht und liefert den bislang stärksten Beweis dafür, dass die Menge an Licht, der wir ausgesetzt sind – sowohl tagsüber als auch nachts – unsere Lebenserwartung direkt beeinflusst.
Anhand objektiver Daten von über 88.000 Erwachsenen, die sieben Tage lang ununterbrochen Lichtsensoren am Handgelenk trugen – und so mehr als 13 Millionen Stunden persönlicher Lichtexposition erfassten – und deren Gesundheitszustand über fast ein Jahrzehnt hinweg verfolgt wurde, stellte die Studie fest, dass helleres Licht in der Nacht und gedämpfteres Licht am Tag mit einem deutlich höheren Risiko allgemeiner und kardiometabolischer Mortalität verbunden sind.
Wichtigste Ergebnisse
Teilnehmer, die dem hellsten Nachtlicht ausgesetzt waren (obere 10 %), hatten:
Dieses Risiko folgte einem klaren Dosis-Wirkungs-Muster: Je mehr Licht in der Nacht, desto grösser das Risiko.
Umgekehrt hatten die Teilnehmer mit der höchsten Lichtexposition tagsüber:
Auch hier folgte ein abgestufter, dosisabhängiger Trend.
Mithilfe eines validierten mathematischen Modells des menschlichen zirkadianen Schrittmachers zeigten Forscher:
Diese Zusammenhänge blieben auch nach Anpassung der Schlafdauer und -effizienz bestehen, was darauf hindeutet, dass die zirkadiane Störung selbst einen unabhängigen Risikofaktor darstellt.
Auswirkungen
Dies ist die grösste prospektive Studie, die die persönliche Lichtexposition direkt misst und mit der Sterblichkeit in Zusammenhang bringt. Im Gegensatz zu früheren Studien mit Satelliten- oder Selbstauskunftsdaten erfasst sie die tatsächliche Lichtsituation – drinnen und draussen. Die Ergebnisse bestätigen frühere Forschungsergebnisse, die zeigen, dass nächtliches Licht den zirkadianen Rhythmus stört und zu Stoffwechsel-, Herz-Kreislauf- und Hormonstörungen beiträgt.
Die Ergebnisse haben weitreichende Auswirkungen:
Empfehlungen
Diese Verhaltensänderungen sind kostengünstige, zugängliche und evidenzbasierte Strategien, um möglicherweise das Risiko einer vorzeitigen Sterblichkeit zu senken und die kardiometabolische Gesundheit zu unterstützen.
https://www.thefocalpoints.com/p/brighter-nights-and-darker-days-increase
Referenz: D.P. Windred, A.C. Burns, J.M. Lane, P. Olivier, M.K. Rutter, R. Saxena, A.J.K. Phillips, & S.W. Cain, Brighter nights and darker days predict higher mortality risk: A prospective analysis of personal light exposure in >88,000 individuals, Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. 121 (43) e2405924121, https://doi.org/10.1073/pnas.2405924121 (2024).