DR. MED.
HENRICH STIFTUNG
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«Verschmutzung der Ostsee: Totes Meer»

«Der dänische Vejle Fjord ist kollabiert. Fische gibt es kaum noch. Seegras sucht man vergeblich. Vielen Buchten der Ostsee droht ein ähnliches Schicksal. Doch an den Ursachen ändert sich nichts.»

 

«Der Vejle Fjord dürfte Forschern zufolge der Endpunkt einer Entwicklung sein, die vielen Regionen in der Ostsee droht. Schon länger gibt es in dem Meer sogenannte Todeszonen ohne Sauerstoff. Lange Zeit waren sie nur im tiefen Wasser. Doch sie werden mehr, und es gibt sie zunehmend auch küstennah. Grund ist vor allem die anhaltende Einleitung von Nitraten. Hinzu kommen Überfischung und Erwärmung.»

 

«Christensen schimpft über die Schweinezucht und die Agrarindustrie, über die 18 Millionen Schweine in einem Land mit knapp sechs Millionen Einwohnern. Der Dung landet auf den Feldern, das belastete Wasser gelangt über die Flüsse ins Meer. „Wir haben unser Meer wie eine Müllhalde behandelt. Und jetzt müssen wir zuschauen, wie es kollabiert“, sagt er. Die Landwirtschaft sei für 82 Prozent der Verschmutzung im Vejle Fjord verantwortlich, mehr als zwei Drittel davon komme über den Fluss.»

 

«Die Förde steht für viele Buchten in der Ostsee. Immer wieder gibt es auch andernorts Berichte über Sauerstoffarmut.»

 

«Forscher, mit denen man darüber spricht, halten den Kipppunkt unter Wasser schon längst für überschritten – mit unabsehbaren Folgen. Thorsten Reusch, Ökologe am Helmholtz-Zen­trum für Ozeanforschung Kiel (GEOMAR) sagt, sauerstoffarme „Todeszonen“, in denen keine Wirbeltiere leben können, breiteten sich in tiefen Bereichen der Ostsee immer weiter aus.»

 

«Froese bezeichnet den Zustand der Ostsee als „katastrophal“, notwendig seien Fangstopps, zudem eine drastische Reduzierung des Nitrateinflusses. Froese arbeitet für seine Forschungen mit Fischern in der Kieler Bucht zusammen. Die berichteten regelmäßig, dass ihre Netze beim Einholen nach Gülle stänken. Kein Wunder, komme die Gülle doch bei Regen direkt von den Feldern über die Flüsse in die Ostsee und bleibe mit dem Süßwasser eher an der Oberfläche.»

 

«Seit Jahren gebe es Warnungen, jedoch „überhaupt kein Problembewusstsein.“ „Die Hoffnung, dass sich die Politik ändert, habe ich nicht mehr.“ Was sich neben der Überfischung vor allem ändern müsse, sei die Landwirtschaft, sagt auch Reusch. Was die Einleitung von Nitraten angehe, unterschieden sich Deutschland und Dänemark kaum.»

 

https://zeitung.faz.net/faz/politik/2023-07-29/d47de06f1a2c22234c4d98c6aba03207/